Gestaltung digitaler Bildungsumgebungen im Gesundheitswesen

Ein informeller Bericht über meine Schwerpunktprofessur

23.05.2023

Die zunehmende Durchdringung unserer Lebenswelt durch Daten, digitale Anwendungen und künstliche Intelligenz stellt die berufliche Bildung im Gesundheitswesen vor die Herausforderung, Lernende für eine veränderte Zukunft auszubilden, die den Lehrenden aber oft noch fremd und unbekannt ist. Die Nähe der Pflegeberufe zur Lebenswelt der Betroffenen zeigt, dass es hierbei nicht nur um die kompetente Nutzung neuer Geräte in pflegerischen Versorgungseinrichtungen geht, sondern auch um eine Annäherung an eine veränderte Kultur, die Formen von Teilhabe und Sinnstiftung bedingen. Vor diesem Hintergrund habe ich meine Schwerpunktprofessur konzipiert. Ziel ist es, für diese Herausforderung Impulse und Perspektiven zu entwickeln.

Die Schwerpunktprofessur ist ein Förderinstrument im Rahmen des Bund-Länder-Programms FH-Personal, an dem auch die Katholische Hochschule NRW teilnimmt. Ziel ist es, durch eine Reduktion des Lehrdeputats ausgewählter Professor*innen Freiräume für anwendungsorientierte Forschungsvorhaben zu schaffen. Dabei umfasst die Förderung ausschließlich zeitliche Freiräume, ein Budget für die eigenen Vorhaben muss separat eingeworben werden. Ich freue mich, dass mein Vorhaben Gestaltung digitaler Bildungsumgebungen im Gesundheitswesen ausgewählt wurde und ich nun schon seit September 2021 hieran arbeiten kann.

Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit liegt im Bereich der Pflege und Pflegepädagogik. Meine Vorhaben spannen vielfältige Bezüge zum digital unterstützen Lernen im Kontext von Gesundheit und Gesundheitswesen auf. Damit ist ein Spektrum angesprochen, das vom Lernen in private Aneignungs- und Informationsprozesse der Betroffenen sowie deren An- und Zugehörigen im häuslichen Umfeld bis hin zum formalen Lernen in der beruflichen Ausbildung reicht. Ich verfolge ich einen gestaltungsorientierten Ansatz anwendungsorientierter mediendidaktischer Forschung, in der digitale Umgebungen für Lehr-, Lern- und Bildungsprozesse in den vielfältigen Kontexten von Gesundheit und Gesundheitswesen konzipiert, erprobt und erforscht werden.

Im Juli 2022 ist das Vorhaben CrossComITS nach über einem Jahr Beantragung und Vorbereitung endlich gestartet. Ziel des Vorhabens ist es, Angebote zur Erhöhung der Datensicherheitskompetenz vor allem vulnerabler Zielgruppen zu entwickeln und zu erproben. Diese Erkenntnisse sollen dann in die Pflegebildung einfließen, sodass sichere digitale Kommunikation und Internetnutzung für die Pflegenden aber auch im Hinblick auf die Betroffenen in Ausbildung und Lehrendenbildung einfließen können. Dabei handelt es sich um ein kooperatives Projekt zwischen der Universität Siegen, der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, der katho sowie der NanoGiants GmbH, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderlinie „Forschung Agil - Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern bei der privaten IT-Sicherheit“ gefördert wird.

Ein zweites Projekt fokussiert die digitale Entwicklung von Pflegeschulen. Dabei handelt es sich um eine Erhebung zum Status Quo und zu den Entwicklungsmöglichkeiten von Pflegeschulen und Versorgungseinrichtungen im Bundesland Rheinland-Pfalz. Die Studie digi2care wurde von der DIP GmbH durchgeführt und zeigt erstmals in Deutschland die digitale Situation von Pflegeschulen in einem Bundesland auf. Hier habe ich in der Erhebung und Auswertung der Pflegeschulen mitgewirkt. Die Studie setzt einen ungewöhnlichen methodischen Akzent, indem die Pflegeschulen durch einen Clustering-Algorithmus entsprechend ihrer Ausprägungen in zwei Gruppen eingeteilt wurden: dabei werden Unterschiede zwischen Schulen sichtbar.

Hinzu kommen viele weitere Vorhaben, von denen ich hier nur wenige anreißen möchte. So beschäftige ich mich mit Weblogs als digitalen Lernplattformen im Internet. Mit ihren Posts, Tags und Feeds sind Blogs dabei beispielhaft für soziale Plattformen. Im Fokus des Vorhabens steht insbesondere die Medienbildung durch Lerngemeinschaften auf Weblogs, während Pflegeschulen diese Plattformen häufig als Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit verstehen. Dabei werden medienpädagogische Aspekte übersehen. Eine wichtige Voraussetzung für die Erprobung solcher sozialen Lernerlebnisse mit Weblogs aber auch mit anderen digitalen Online-Plattformen ist die Verfügbarkeit und Nutzbarkeit der Plattformen im jeweiligen Bildungskontext. Hierfür habe ich eine Laborumgebung für das Erlernen und Ausprobieren von digitalen Plattformen an der Hochschule aufgebaut. Hier können Demos für Studierende zur Verfügung gestellt werden. Dieses Online Nursing Education Lab (ONE-Lab) ist speziell auf das kurzzeitige Hosting von Online-Plattform ausgelegt.

Mit diesen Vorhaben möchte ich Akzente für die Gestaltung digitaler Bildung im Gesundheitswesen setzen. Oftmals fehlen Prototypen und Beispiele, wie hier didaktische Innovationen aussehen können. Als solche Beispiele zeigen die Vorhaben, wie das Lehren und Lernen im Gesundheitswesen auf die zunehmend digitaler werdende Lebenswelt von Pflegenden aber auch von Betroffenen eingehen kann.

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