Soziale Agenten, künstliche Intelligenz und humanoide Roboter

Bildungsphilosophische und medienethische Annäherung an den Anthropomorphismus einer digitalen Welt

28.06.2019

Je mehr das Digitale die menschliche Alltäglichkeit durchdringt, umso mehr scheint es menschenähnlicher zu werden. Schon der Begriff der Maschine weist anthropomorphe und den Menschen substituierende Tendenzen auf, indem Maschinen menschliche Arbeit ersetzen können. Damit nimmt die Maschine eine nicht unbedeutende Position in einer modernen Gesellschaftsstruktur ein, in der der Beruf und die Berufsarbeit als zentraler fait social alle Dimensionen einer Gesellschaft durchdringt. Was den Computer angeht, so konkretisiert Alan Turing die Frage, inwiefern Maschinen denken können, durch ein Spiel, in welchem eine Maschine die Rolle eines menschlichen Spielers einnimmt. Diese Annäherung an maschinelles Denken wirft die Frage auf, ob künstliche Intelligenz stets auch menschliche Intelligenz ist und wie das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine hier gelagert ist. Gibt es demnach eine nüchterne, generische Beschreibung von Maschinen, Computern oder dem Internet? Social Bots kommunizieren wie Menschen, künstliche Intelligenz denkt wie Menschen und humanoide Roboter sehen aus und bewegen sich wie Menschen. Welche Implikationen hat dieser Anthropomorphismus für (berufliche) Bildung in einer digitalen Welt?

Abbildung: Mensch und menschenähnliche Technologie im Zirkel eines Selbstverständigungsprozesses.

Über diese Fragen habe ich am 28.06.2019 im Rahmen des Theorieforums der Sektion Medienpädagogik der DGfE in Magdeburg sowie am 30.07.2019 im Rahmen des Jungen Forums Medien und Hochschulentwicklung von GI, DGfE, GMW und DGHD einen Vortrag gehalten. Dabei wurden ausgehend von einem philosophischen Verständnis des Anthropomorphismus, wie es etwa von @becker2011dms vorgelegt wurde, sowie in Anlehnung an ein strukturales Verständnis von Medienbildung nach @joerissen2009mb Aspekte identifiziert, die berufliche Bildungsangebote und -gänge adressieren können. Diese Aspekte verstehen anthropomorphe Technologien im Sinne eines hermeneutischen Zirkels. Demnach manifestieren sich in diesen Technologien Selbst- und Weltverständnisse, indem Technologie nach dem Vorbild des Menschen konstruiert wird. Aber sie prägen auch Selbst- und Weltverständnisse, indem Sie zur Reflexion über den Menschen selbst beitragen (siehe Abbildung).

Die Aspekte sind:

  1. Erkennen anthropomorpher Technologien in einer digitalen Welt (Bots, Robots etc.)
  2. Verstehen der Täuschung und Verwobenheit von Mensch und Technik
  3. Gestalten von Umgebungen und Prozessen im Sinne eines Verstehensprozesses
  4. Verantworten eines menschlichen Standpunktes in einer komplexen digitalen Welt

Literatur

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