Anekdote aus Südfrankreich

09.09.2009

Im Süden Frankreichs liegt die kleine Gemeinde Duilhac-sous-Peyrepertuse. Es ist ein gemütlicher und verschlafener Ort unmittelbar in der Nähe der mächtigen Burgruinen des Château de Peyrepertuse. Die Burg wurde von den Katharern erbaut und liegt in 800 m Höhe. Die Burgmauern und -türmen sind so dicht an den Steilhang gemauert, dass kaum zu erkennen ist, wo der Fels in das Gemäuer übergeht. Es bietet sich von dort ein atemberaubender Blick über das Gebirge.

Um diese Ruinen zu besichtigen ist in diversen, aktuellen Wanderführern ein Wanderweg abgedruckt mit einem gehörigen Aufstieg durch den Wald nördlich der Burg. Der Weg beginnt im Ort, verläuft an einer kurzen Stelle entlang der Straße um sodann in einen Wald zu schwenken und entlang einer Aussiedlung auf einen Fernwanderweg zu stoßen, der schließlich auf die Burg führt. Im Urlaub wollten wir diesen Wanderweg gerne nachgehen und fuhren zum Ort. Die beschriebene Einstiegsstelle, die von der Hauptstraße über ein paar Treppenstufen zunächst bergab führt, war uns nicht einsichtig und so erkundigten wir uns bei einer Duilhacaise nach dem Weg und zeigten ihr unseren Wanderplan. Sie wies auf einen ansteigenden Weg hin und erklärte, dass Château sei in dieser Richtung. Offensichtlich war das nicht die richtige Auskunft für unsere Wanderung. Da wir die prognostizierenden Bedeutung dieser Begegnung noch nicht verstanden, suchten wir weiter, fanden und folgten dem beschriebenen Weg.

Einige Zeit später erreichten wir die Aussiedlung, wo der Weg durch eine Schranke verschlossen war. Eine Einwohnerin bemerkte unsere Ankunft, eilte zur Schranke und weigerte sich, uns passieren zu lassen. Dieser Wanderweg sei fehlerhaft, erklärte sie, wir müssten zurückkehren zum Dorf und von dort den ansteigenden Weg zur Burg nehmen. Auf die in unserem Wanderführer beschriebe Weise könne der Pfad nicht erwandert werden. Wir waren zunächst dankbar für diesen Hinweis wollten aber dann doch wissen, was genau am Wanderweg fehlerhaft sei. Etwas zögerlich und stockend erklärte sie, dass der Weg durchaus begehbar sei, aber nicht in dieser Richtung. Auf die weiter bohrende Frage von uns, warum dieser Weg nicht in der beschriebenen Richtung gewandert werden kann, enthüllte sie schließlich den eigentlichen Grund. Inzwischen verlangt die Gemeindeverwaltung Eintritt für die Burg und unser Wanderweg führt von hinten an die Burg und umgeht somit die Kasse.

Eine merkwürdige Situation für diese Gemeinde, zumal der Weg von hinten auf die Burg ein in beide Richtungen ausgeschilderten Fernwanderweg ist. Gewissermaßen hat die Verwaltung somit eine Kasse auf einem Wanderweg eröffnet und verlangt Wegzoll. Es empfiehlt sich, die Aussiedlung zu umgehen, dem Wanderweg wie beschrieben zu folgen, dann gibt es den atemberaubenden Ausblick von der Burg „gratuit“.

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